MR-Neurographie
Entzündliche Neuropathien
Als das Arm-Nervengeflecht (Plexus brachialis) bezeichnet man den ersten Teil der Nerven, die die Muskulatur von Schulter und Arm versorgen. Diese sind ebenfalls an der Weiterleitung von Schmerz und Tastsinn in Schulter und Arm verantwortlich. Das Armgeflecht reicht von der Wirbelsäule bis zur Achselhöhle und kann im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen der Nerven von Armen und Beinen (auch bekannt als periphere Polyneuropathien) geschädigt werden. Das Parsonage-Turner-Syndrom (auch neuralgische Schulteramyotrophie genannt) stellt dabei eine Form aus dieser Erkrankungsgruppe dar, die typischerweise mit einer Schädigung des Armgeflechts einhergeht und auf das daher hier exemplarisch näher eingegangen werden soll.
Symptomatik
Typische Beschwerden sind akut einsetzende, konstante Schmerzen in Hals und Schulter, auf die nach Tagen bis wenigen Wochen eine Muskelschwäche, vor allem in der Schulter, folgt.
Ursachen
Die Ursache dieser Erkrankung ist noch ungeklärt, wobei eine Autoimmunreaktion, möglicherweise in Assoziation mit einer Virusinfektion, vermutet wird.
Indikation zur MR-Neurographie
Die Schädigung des Arm-Nervengeflechts im Rahmen einer peripheren Polyneuropathie (wie z. B. dem Parsonage-Turner-Syndrom) ist mithilfe der klinischen und elektrophysiologischen Untersuchungen (Elektroneurographie (ENG), Elektromyographie (EMG)) häufig schwierig zu beurteilen, vor allem in der Frühphase der Erkrankung. Das Wissen um die genaue Schädigungslokalisation und das Schädigungsmuster ist jedoch entscheidend für die Stellung der korrekten Diagnose.
Die Vorteile der MR Neurographie des Arm-Nervengeflechts gegenüber anderen diagnostischen Verfahren sind die selektive und gleichzeitige Darstellung aller Durchflechtungsstufen des Plexus brachialis in einer Untersuchungssitzung und die Möglichkeit auch Teilläsionen eines Nervenstranges nachzuweisen. Sie ist daher bei Verdacht bzw. zum Ausschluss auf eine Schädigung des Armgeflechts bei nicht eindeutigen elektrophysiologischen Ergebnissen indiziert.
Erscheinungsbild in der MR-Neurographie
In der MR Neurographie werden die Helligkeit des Signals der einzelnen Nervenfaserbündel und deren Durchmesser beurteilt. Bei leichten/ beginnenden Nervenschädigungen steigen zunächst die „Helligkeit“ und später auch der Durchmesser der Nervenfaserbündel an. Geschädigte Nervenfaserbündel stellen sich dann im Vergleich zu benachbarten, nicht geschädigten Bündeln heller und verdickt dar.
Bei schweren Schädigungen kann es darüber hinaus auch zu einer veränderten Durchblutung in der Muskulatur kommen, welche von einem geschädigten Nerv versorgt wird. Diese stellt sich im Vergleich zur gesunden Muskulatur dann ebenfalls heller dar.
Nutzen der MR-Neurographie für die weitere Diagnostik und Therapie
Mittels MR-Neurographie kann der Ausschluss oder die Bestätigung einer vermuteten Schädigung des Arm-Nervengeflechts bei entzündlichen Erkrankungen erfolgen. Sie ist dabei ein besonders schonendes Verfahren, da es zu keiner Strahlenbelastung kommt, meist kein Kontrastmittel notwendig ist und sie ein nicht-invasives Verfahren darstellt. Der diagnostische Nutzen liegt in der ortsgenauen Schädigungslokalisation, welche einen entscheidenden Beitrag bei der sehr oft schwierigen Diagnosestellung von peripheren Neuropathien liefert.